Wer stirbt schon gerne unter Palmen ... Teil 2 - Der Sohn by Heinz G. Konsalik

Wer stirbt schon gerne unter Palmen ... Teil 2 - Der Sohn by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


Fünf Tage später landete ein altes Motorboot in der Lagune. Ein Mann mit einem weißen Bart und in einer bodenlangen, weißen Soutane kletterte an den Strand und schwenkte einen breiten aus Palmstroh geflochtenen Hut. In seiner Begleitung war ein junger, schlanker, dunkelhäutiger Papua gekommen, der aber an Bord blieb.

Anne, die oben auf der Terrasse saß und eine Ente rupfte, streckte die Hand aus und zog an dem Glockenseil. Die Schiffsglocke aus dickem Messing, die neben der Haustür hing, hallte weit über die stille Insel. Paul, der auf einem der neuangelegten Felder arbeitete, lief zum Hang, das Gewehr schußbereit in den Händen.

»Das ist die richtige Begrüßung für einen Gottesmann!« rief es vom Strand herauf. »Man läutet die Glocken! Wer hätte das hier vermutet? Darf ich näher kommen, Madame Bäcker?«

Anne stieg die in den Hang gehauenen Stufen hinab zum Strand. Der Mann in der weißen Soutane setzte seinen breiten Hut auf und stapfte durch den Korallensand. Er schielte dabei hinauf zur Böschung, wo Paul vor einer der drei gebogenen, hohen stolzen Palmen stand, dem Wahrzeichen von Viktoria-Eiland.

»Er sieht aus wie Tarzan«, sagte der Mann. »Sie haben einen prachtvollen Sohn, Madame.«

Anne blieb stehen. Ihre großen dunklen Augen bekamen einen abweisenden Blick, aber der Mann schien auch keine Freudenausbrüche über sein Erscheinen erwartet zu haben.

»Pater Pierre – nehme ich an«, sagte Anne kühl. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Hat Paul Sie gebeten, herzukommen?«

»Die Bäckers haben keinen Priester nötig … das hat Ihr Mann einmal zu mir gesagt.« Pater Pierre gab Anne die Hand, aber als sie ihm die Finger wieder entziehen wollte, hielt er sie fest. »Wir leben mit Gott unter einem Dach, hat er gesagt. Ich habe einen vorzüglichen Kontakt zu ihm. – Das war vor drei Jahren, Madame. Ich bin seitdem des öfteren um Ihre Insel herumgefahren, aber nie gelandet.«

»Und warum landen Sie jetzt, Pater Pierre?«

Es klang mehr als abweisend.

»Wissen Sie, ich lebe jetzt seit fünfzehn Jahren auf dem Atoll Katatoki. Gegen die Bäckers bin ich zwar ein Neubürger, aber ich habe in diesen fünfzehn von Gott gesegneten Jahren eine kleine Christengemeinde aufgebaut, achthundertzweiundfünfzig Seelen, im Vergleich zu zwei Milliarden Heiden nur ein Staubkorn unter den Menschen, aber ich bin glücklich. Wir haben eine Bambuskirche, eine kleine Glocke, ein Harmonium, ein Kreuz.«

»Und warum erzählen Sie mir das alles, Pater?«

Sie gingen die Treppe hinauf. Paul hatte sein Gewehr an die Palme gelehnt und streckte Pater Pierre die Hand entgegen. Er hatte ihn zum erstenmal gesehen, als er neun Jahre alt war. Damals baute der Pater mit den ersten vier bekehrten Papuas seine kleine Kirche auf Katatoki.

»Er ist ein Riese geworden«, sagte Pater Pierre anerkennend und rieb sich die Hand. Pauls Händedruck war wie eine Presse. Dann fächelte er sich mit dem Strohhut Luft zu und setzte sich an den Tisch vor das Haus.

»Ja, warum bin ich hier? Eigentlich ohne Grund, Madame. Ich wollte einfach mal nach Ihnen sehen.«

»Seit wann dürfen Priester lügen?« fragte Anne. »Schickt Brissier Sie? Oder der Gouverneur? Bevor Sie anfangen zu predigen, Pater: Ich verlasse diese Insel nie mehr!«

»Darüber wollen wir auch gar nicht reden, Madame.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.